Gestern stand ich Kopf. Und zwar nicht nur sprichwörtlich, sondern so richtig. Wir haben im Yoga nämlich Handstand geübt und obwohl ich meine halbe Kindheit mit Radschlagen, Purzelbäumen und eben Handständen verbracht habe, war das ein vollkommen ungewohntes Gefühl. Und ein verdammt anstrengendes. Als ich so kopfüber an der Wand stand und ich mich selbst auf Händen trug, habe ich mal wieder über mein Leben nachgedacht und darüber, was wirklich wichtig ist. Vielleicht ist das normal, wenn plötzlich das gesamtes Gewicht auf einem lastet und man damit beschäfigt ist, sich selbst auszubalancieren. Ich war so dankbar für alles was ich habe, für meine tolle Familie, meine super Freunde, dass wir gesund sind, eine schöne Wohnung haben und überhaupt dafür, dass es uns so verdammt gut geht. Die Shoppingdiät kam mir plötzlich so albern vor, denn sie widmet einem Thema so viel Aufmerksamkeit, das eigentlich so egal ist. Natürlich ist es schön, tolle Kleidung zu haben und gut auszusehen. Natürlich gibt es unendlich wunderhübsche Dinge, die man gerne hätte und die das Leben ganz bestimmt ein bisschen schöner machen. Aber wie wichtig darf das alles sein?
Als ich etwas später total geschafft vom vielen Balancieren und die Welt aus neuen Blickwinkeln sehen in der Endentspannung auf der Matte lag, habe ich mir gewünscht, nicht so materialistisch zu sein. Zufriedener zu sein, mit den Dingen, die ich habe und nicht ständig neue zu wollen, die ich noch nicht habe. Oder traurig zu sein, wenn ich sie nicht haben kann. Denn nach oben gibt es ja keine Grenzen. Hat man die Wohnung mit Garten, möchte man das Haus am Meer. Hat man das, will man die Hermés Yacht. Und da es nur sehr wenige Menschen gibt, die die und noch viel mehr haben können, ist das für alle anderen eine Endlos-Spirale, ein Hamsterrad des Konsums. Aus dem ich raus will. Zumindest ein kleines bisschen mehr. Irgendwie.
Om lokah samastah sukhino bhavantu.
ich war auch schon mit dem vorwurf konfrontiert, dass das kompletter blödsinn sei, was ich da mache – total oberflächlich und sinnlos, weil andere würden ja viel weniger shoppen usw. ich denks mir auch oft, aber auf der anderen seite: hey, wir haben zumindest diesen ersten schritt aus dem hamsterrad heraus getan, auch wenns nur ein ameisenschritt ist. das wichtige ist, was wir daraus machen. und es ist ein erstes zeichen, aus eben dem von dir genannten materialismus auszusteigen. ich finde es zb völlig ok, im webshop meine lieblingsstiefel (die es übrigens doch nicht mehr in meiner größe gibt) anzusabbern, aber gleichzeitig das große ganze und die zusammenhänge und die hintergründe nicht aus den augen zu verlieren (gekauft werden sie ja nicht.. und genau dieses zusammenspiel von wissen und habenwollen wird durch die shoppingdiät ausgelöst)
albern ist die shoppingdiät nur, wenn du sie selbst so definierst. für mich steckt inzwischen viel mehr dahinter, viel mehr auseinandersetzung mit den wirklichen grauslichkeiten dieser welt (und nein, das thema ist eben NICHT egal! wenn man sich nicht damit beschäftigt, dann ist das auch kein schritt in richtung mehr fairness oder umweltschutz in sachen kleidung. wir richten diesen planeten sozial und auch ganz effektiv radikal auch mit der art, uns zu kleiden, zugrunde!). apropos grauslichkeiten – ich freu mich für dich, dass es dir so gut geht und dass du in einer so entspannten(?) situation draufgekommen bist. ich hatte zeiten, da musste ich die zufriedenheit mit den nichtmaterialistischen und kleinen dingen auf die harte tour lernen (todesfälle, krankheitsfälle, sonstige katastrophen, natürlich meist gleich mal in gehäufter form auf einmal…). Ich geb dir natürlich vollkommen recht: es gilt, aus dem hamsterrad auszusteigen, ich bin mir hunderprozentig sicher, dass man dann glücklicher ist, selbst wenns nur so ein ameisenschritt raus ist.
und abschließend: ja, wohnung mit garten wärs. aber hey, hermes-yacht? es hat grenzen 🙂 🙂 🙂
Ich nehm dir die Hermés-Yacht gerne ab! Aber vorher hätte ich gerne das Stadthaus mit Garten.
Spaß bei Seite: Konsum ist Zeitverschwendung. In dieser Zeit kann man wunderbare Dinge selber machen. Überall formieren sich derzeit Zirkel, in denen Menschen gemeinsam kreativ sind: vom privaten Strickabend bis zum etsy-Lab. Vielleicht ist das eine Bereicherung für die Shopping-Diät, die ihr einen zusätzlichen Wert gibt?
Naja, das habe ich ja schon versucht, mit mäßigem Erfolg. Noch dazu ist es meistens so teuer! Aber ich bleibe dran. Am liebsten in nem schattigen Plätzchen auf der Hermés Yacht, während eisgekühlter Champagner serviert wird. Scheiße!
liebe nunu,
du hast vollkommen recht mit dem was du schreibst! und hei, dein kommentar war fast länger als mein post:-)
dennoch, ich habe manchmal das gefühl, dass dieses thema grenzenlos ist, denn einerseits, nach oben geht immer und man will immer mehr. ich habe heute auf jeden fall um einiges mehr geld als vor einigen jahren, aber auch mehr wünsche und „bedürfnisse“. und mit kind ist’s gleich nochmal was anderes. andererseits gibts eben überall so viel leid und elend und du bist sowieso mein tägliches appell an mein gewissen. aber auch hier gibt es keine grenzen und ich bin mir nicht sicher, ob ich nächstes jahr nur fair trade und ökomode kaufen kann. natürlich ist jedes bisschen besser als nix, aber es ist so schwer. daher kam mir gestern alles so albern vor. obwohl ich es generell auch gut finde, wenn es einem nicht total egal ist, wie man aussieht und man ein bisschen was aus sich macht. in grenzen:-)
und die hermés yacht. naja, irgendeine spitze muss es ja auch geben… 🙂
ac
Und noch ein Produkt (Achtung Konsum!) zu deinem Gefühl: http://www.etsy.com/listing/96030124/never-let-the-things-you-want-make-you
das ist perfekt! ich glaub das kauf ich (mist…..!)!
Katl, das sind die Momente, in denen ich Dich einfach so unglaublich toll finde. Ich finds echt klasse, dass Du so ehrlich zu Dir selber sein kannst, Dich selber hinterfragen kannst, eine Meinung hast und die auch vertrittst. Und: Ich bin auch so dankbar für unseren fantastischen Freundeskreis..;-) Ich drück Dich feste!!!
KUSSSSSSSSSSS!!!!!!
schöne Gedanken!
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