Das Leben der Anderen

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Abfotografiert aus dem tollen flow One-quote-a-day calendar 2015

Reitersblock, Schreibplokkade, Schokolade: Irgendwie fehlt mir gerade die Muse. Irgendwie wollen die Worte gerade nicht so aneinander wie ich es gerne hätte. Irgendwie hab ich gerade auch nicht so arg viel Zeit. Und irgendwie bin ich auch immer noch ein bisschen geflasht und übernächtigt von dem Mega-Konzert der Mega-Fantas gestern Abend. Deshalb lasse ich heute mal die anderen ran und zeige euch ein paar lesenswerte Texte, Webseiten und ach, da Thomas D einen mega kitschigen, aber so schönen neuen Song geschrieben hat, teile ich auch den mit euch. Happy reading!

Das Kaiserinnenreich: Den Blog von Mareice habe ich irgendwann durch Zufall gefunden und er hat mich total gepackt. Mareice schreibt dort nämlich ganz wundervoll über ihr Leben als Mutter von zwei Töchtern, mit und ohne Behinderung. Und sie schafft auf ganz unkomplizierte Weise Verständnis und Nähe und rückt gleichzeitig vieles ins rechte Licht. Regelmäßig interviewt sie andere Mütter mit behinderten Kindern und beim Lesen dieser Interviews laufen mir immer die Tränen über die Backen. Denn auch wenn wahrscheinlich jede von uns zu einer solchen Kämpferin würde, ich bewundere diese Frauen so für ihre Kraft, ihre Stärke und ihren Optimismus.

Mommy, somebody needs you: Ausnahmsweise, ja wirklich ausnahmsweise, gibts hier einen Link zur Huffington Post. Denn dieser Artikel (in Englisch) bringt auf zugegeben recht kitschige Weise das Muttersein so sehr auf den Punkt, dass ich beim Lesen mindestens acht Mal „genau“ gerufen habe. Hier ein kleiner Auszug, aber auch der komplette Text lohnt sich:

„The sooner I can accept that being Mommy means that I never go off the clock, the sooner I can find peace in this crazy stage of life. That „Mommy“ is my duty, privilege and honor. I am ready to be there when somebody needs me, all day and all night. Mommy means I just put the baby back down after her 4 a.m. feeding when a 3-year-old has a nightmare. Mommy means I am surviving on coffee and toddler leftovers. Mommy means my husband and I haven’t had a real conversation in weeks. Mommy means I put their needs before my own, without a thought. Mommy means that my body is full of aches and my heart is full of love.“

Passend dazu schreibt Nina von Gedankenpotpourri (seit ich sie kenne, kann ich auch das Wort Potpourri vehlerfrei schreiben) „Meine Kinder haben meine Karriere gekillt“ – und warum sie ihnen dafür unendlich dankbar ist.

Gott ist mein Zeuge: Mit Gott habe ich es eigentlich nicht so. Zumindest nicht mit dem, der in der Bibel steht oder um den es in der Kirche geht. Da halte ich es wie Maggie Smith aus Downton Abbey: „My Dear, Religion is like a Penis. It’s a perfectly fine thing for one to have and take pride in, but when one takes it out and waves it in my face we have a problem!“ Aber: Das neue Fanta4 Kitschlied, das Thomas D gestern Abend live so schön performed hat und die deutschen Beastie Boys mal kurz zu liebenswerten Familienvätern gemacht hat, das sind Zeilen, die ich meiner Tochter schreiben würde. Und daher gibts hier den Reffreng. Den Rest könnt ihr unter dem Link oben anhören, aber naja, die Studioversion ist nicht halb so gänsehautig wie live.

Du bist du ein Kind dieser Sterne,
ein Engel des Lebens,
du bist der lebende Beweis für mich, für Elfen und Feen,
du bist ein Wesen aus Licht,
ewige Quelle der Freude,
ich gebe mein Leben für dich.
Ja, man, und Gott ist mein Zeuge.
Du bist das größte Geschenk, in diesem Leben für mich.
Denn du bist wunderschön lebendig, wie das Leben an sich.
Und täglich rettest du mich,
deshalb versprech ich dir heute,
Ich würd sterben für dich, ja man,
und Gott ist mein Zeuge.

Das ultimative 10 Schritte Abnehmprogramm gibts bei BleibCOOLmami. Ein kleiner Auszug: Schritt 1: Schaffen Sie sich (mindestens) ein Kind an. Schritt 2: Warten Sie ab. Schritt 3: Nun ist das Kind drei Jahre alt. Um nachfolgende Schritte ausführen zu können, sollten Sie einen Tag wählen, an dem Sie Ihr Kind mindestens 24 Stunden (es kommt Ihnen vor, als wären es 36 Stunden) um sich haben. Wer alle Schritte befolgt, hat garantiert nie wieder zu viel auf den Hüften. Herrlich.

Kiddothekid: Zu guter letzt ein Blogsternchen, das ich neulich erst entdeckt habe. Liz wohnt mit ihrem Mann und dem Kiddo ist Berlin und wurstelt sich dort durch. Wie, darüber bloggt sie in herrlich komischen, nachdenklichen und auch kritischen Stil.

 

So, damit seid ihr erst mal ein bisschen versorgt. Und bald gibts auch wieder was eigenes. Ich hab nämlich eine Idee für eine neue Diät, die nix mit Abnehmen zu tun hat, aber um die mit euch zu teilen (und vielleicht macht ihr ja mit!), müssen die Worte erst wieder aneinander finden. Und ach ja, bald isser fertig, der neue Blog. Dann kommt der ganze Kinderquatsch hier runter und es geht nur noch um Diäten. Und ein guter Mensch sein. Ohne erhobenen Zeigefinger. Happy (vegan) Wednesday euch!

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Abfotografiert aus dem tollen flow One-quote-a-day calendar 2015

 

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Ich will nicht, dass du größer wirst! – Ein Brief an meinen Sohn

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Mein lieber kleiner Sohn,

zum ersten Mal in deinem kleinen Leben haben wir zwei, du und ich, einmal ganz ungestört Zeit füreinander. Nur wir zwei, ein ganzes Wochenende lang und sogar noch ein paar Tage mehr, weil deine Schwester und dein Papa zu Oma und Opa gefahren sind. Und weißt du was? Ich genieße das unglaublich.

Ich genieße es, mit dir in aller Ruhe zu kuscheln und nicht daran zu denken, dass deine Schwester auch kuscheln möchte und ich für euch beide Platz finden muss in meinen Armen. Ich genieße es, mit dir in aller Ruhe Türme zu bauen, mit deiner Feuerwehr zu spielen („tut tut“) und mit dir Quatsch zu machen, ohne den Gedanken im Nacken, dass wir gleich irgendwo hin müssen. Ich genieße es, mir richtig viel Zeit zu nehmen um dich ganz gemütlich ins Bett zu bringen, ohne den Druck, dass das schnell gehen muss, da deine Schwester auch müde ist. Wenn du nachts wach wirst bin ich so entspannt, weil ich keine Angst habe, dass du deine Schwester wecken könntest, und weil ich so entspannt bin, schläfst du ganz schnell wieder ein. Und ich genieße es so sehr, meine Zeit, Energie, Aufmerksamkeit, meine Augen und Ohren nicht teilen zu müssen, sondern nur dich zu erleben, zu spüren, zu sehen.

Und: Ich will nicht, dass du größer wirst. Ich weiß, das ist furchtbar egoistisch und zum Glück überhaupt nicht möglich, aber das wurde mir in den letzten Stunden ganz extrem bewusst. Denn mit deinen 15 Monaten bist du EINFACH NUR SÜSS. Alles was du tust ist geprägt von deiner Neugierde, deiner Freude, deinem Entdeckungsdrang, deiner Begeisterung und ist frei von Hintergedanken, Berechnung oder Motivationen. Du bist durch und durch unschuldig. Ich könnte dich den ganzen Tag abknutschen oder am liebsten gleich auffressen.

Wenn ich mich für dich nur ein klitzekleines bisschen zum Affen mache, kicherst du aus voller Kehle, weshalb ich mich für dich sehr gerne zum Affen mache. So sehr, dass es mir schon fast peinlich ist, auch wenn keiner zuguckt. Wenn du deine Mütze aufhast, ziehst du sie dir vor die Augen und sagst „guckuck“ und „daaaa“ wenn du sie wieder hochschiebst und klatschst vor Freude in die Hände. Deine hübschen Augen strahlen dabei über das ganze Gesicht und mein Herz springt fast aus meiner Brust vor Liebe. Wenn ich dich hochnehme, schlingst du deine kleinen Ärmchen ganz fest um meinen Hals, ich schnuppere an deinen Ohren und küsse deine weichen Wangen und will dich gar nicht mehr loslassen. Ich will dich aufsaugen und einsaugen und festhalten und abbusseln und immer beschützen.

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Und auch wenn du mir schon hin und wieder einen Vorgeschmack auf deine Trotzphase gibst – du bist sogar süß, wenn du deinen kleinen Körper vor Wut auf den Boden schmeißt. Weil du noch nicht verstehen kannst, warum du etwas nicht bekommst und ich jetzt noch die Energie habe, darüber zu schmunzeln.

Doch spätestens in einem Jahr bist du nicht mehr nur süß. Dann hast du deine Baby-Unschuld verloren und wirst deine Kraft und deinen Körper einsetzen um zu bekommen, was du möchtest. Du wirst deine Trotzphase ausleben, dich im Supermarkt auf dem  Boden wälzen und meine Worte werden dich nur selten besänftigen können. Ich werde ganz oft ratlos sein, da ich nicht weiß wohin mit all deiner Energie. Und du wirst mich wütend machen und sauer und ich werde hin und wieder glauben, eine schlechte Mutter zu sein, weil ich überfordert bin.

Und auch wenn mir eine weise fünffach-Mutter die schlauen Worte mit auf den Weg gab: „Großwerden ist ein ständiger Tausch. Man gibt etwas schönes her und bekommt dafür etwas anderes schönes. Und man gibt etwas doofes her und bekommt dafür etwas anderes doofes“ und du natürlich selbstständiger, noch toller mit deiner Schwester spielen und Nachmittage bei deinen Freunden verbringen wirst, wir in den nächsten Jahren ganz viel Freiraum und vor allem auch jede Menge Schlaf zurückgewinnen werden – ich finde es furchtbar schlimm, dass du irgendwann nicht mehr so klein und süß und unschuldig sein wirst. Und ich weiß, that’s life. Trotzdem.

Deswegen genieße ich die Zeit bis Dienstag mit dir alleine bis aufs Äußere. Und versuche, diese Momente, dich, deine Begeisterung, dein fröhliches, unschuldiges Wesen irgendwie in mir zu konservieren und mich satt sehen und knutschen an deinem ganzen SÜSS. Schade, dass noch niemand eine Gefühls-Memory-Box erfunden hat, die man immer rausholen kann, wenn man sie braucht. Die könnte ich wirklich gut brauchen.

Ich liebe dich, mein kleiner Schatz. Unendlich.

Deine Mama

Genieße deine Kinder!

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Genieße deine Kinder – sie werden so schnell groß! Diesen Spruch bekomme ich immer wieder zu hören, von Leuten, deren Kinder schon groß sind. Insbesondere von meiner Mutter, deren Kinder viel zu schnell groß geworden sind. Und oh ja, ich genieße meine Kinder wirklich in vollen Zügen. Wenn Mini-Me alle fünf Minuten zu mir gehüpft kommt und mir einen Kuss auf die Backe drückt, weil sie mich so lieb hat, dann wird mein gesamter Körper von Liebe durchströmt und das genieße ich sehr. Oder wenn ich mit ihr lache, weil sie lustige Fragen stellt, zum Beispiel, was denn in dem Karton drin sei, der rappelt wenn ich bis drei zählen muss, dann freue ich mich über die gekonnt entschärfte Situation und genieße das sehr. Ich bin auch unheimlich stolz und genieße es, wenn sie mir unbedingt von ihren drei Gummibärchen eines abgeben will, weil ich auch eines haben soll und könnte dieses großzügige Kind abknutschen, denn es ist ihr egal, dass sie jetzt nur noch zwei Gummibärchen hat.

Wenn Mini-Man auf mich zugewackelt kommt und mir stolz zeigt, dass ein Schwein grunzt, ein Hund wau wau und ein Auto tut tut macht, dann erfüllt sich mein Herz so sehr mit inniger Liebe, dass ich gar nicht anders kann als genießen. Und wenn er jedes Mal erfreut in die Hände klatscht und sich selbst applaudiert, wenn er einen Stapelbecher auf den anderen stellt ohne dass der Turm umfällt, dann klatsche ich auch ganz fest in meine Hände und genieße es sehr. Und ich genieße es unendlich, wenn ich mit beiden Kindern kuschelnd auf der Couch liege und sich ihre süßen, beschützenswerten, kleinen Körper an mich schmiegen. Dann ist alles gut und genießen ist eigentlich gar kein Ausdruck.

Wenn Mini-Man beschließt, selbst essen zu wollen, da er mit 15 Monaten schon groß ist, dann ganz klar, genieße ich das und unterstütze ihn, weil ich eine gute Mutter sein will und gute Mütter ihre Kinder in ihrer Selbstständigkeit unterstützen. Hilf mir, es selbst zu tun, mach ich, genießend. Wenn er nach 30 Sekunden seinen Löffel samt daran klebenden Früchtebrei hinter sich schmeißt und mit den Händen weiter isst, dann weiß ich, dass ich mich darüber freuen muss, denn er hat das selbst entschieden und is(s)t demnach ziemlich selbstständig. Und auch wenn der Brei auf dem ganzen Tisch, seinem Stuhl, seinen Haaren, seinen Pulliärmel, dem Boden und überall, und ich meine wirklich überall landet, nur nicht in seinen Mund und er dorthin lieber den Inhalt meines Glases befördert und sich an dem so sehr verschluckt, dass er sich und sein gesamtes Umfeld klatschnass macht, Früchtebreistückchen inklusive, dann genieße ich seine tolle Entwicklung und freue mich, dass er nicht erstickt ist. Und dass ich ihn vor dem Essen gerade gebadet habe (try and error), ach, was solls. Ich genieße das schließlich.

Und wenn Mini-Me morgens um 6:15 neben meinem Bett steht, obwohl sie nach Skikurs und Kindergeburtstag und damit verbundenen späten Ins-Bett-Gehen am Vortag eigentlich noch im komatösen Schlaf liegen müsste, dann na gut, genieße ich das. Denn sie hüpft zu mir ins Bett und kuschelt sich an mich und da kann ich gar nicht anders als das genießen, obwohl ich wirklich sehr sehr müde bin. Wenn ich kurz darauf ihre Knie und Ellbogen in meinen Weichteilen spüre, da mit ihr zusammen auch ihr Kompagnon, die Zappelphilippa, wachgeworden ist, dann genieße ich das natürlich auch, ist ja mein Kind und mein Kind soll ich genießen, sagen die Leute. Und wenn ich mich zwei Minuten später aus dem schönen, warmen und nach mir rufenden Bett quälen und mit ihr aufs Klo gehen muss, weil sie sich plötzlich alleine nicht mehr traut, dann naja, bemühe ich mich sehr, das voll und ganz zu genießen. Auch wenn sich Mini-Me um 6:20 Uhr auf den Boden schmeißt, da ich es gewagt habe, ihr das Handtuch zum Händeabtrocknen zu reichen, obwohl sie es sich selber nehmen wollte, atme ich nur kurz ein bisschen tiefer, aber insgeheim genieße ich diesen Trotzmoment mit jeder Faser meines Körpers und frage mich, warum mir Leute immer wieder sagen, ich soll meine Kinder genießen, obwohl das doch das natürlichste und einfachste und selbstverständlichste überhaupt ist und ich keinen blassen Schimmer habe, warum diese Leute annehmen, dass ist das nicht jede verdammte Sekunde lang tue.

Die haben wirklich keine Ahnung, diese Leute.

 

Jeder bekommt die Kinder, die er verdient oder wie erziehe ich einen Kaputtnix?

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Meine Eltern sagten früher, als ich noch klein und unschuldig war, sie wünschen mir, dass ich später genau solche Kinder bekomme, wie mein Bruder und ich welche waren. Und in meinen unschuldigen Kinderjahren antwortete ich darauf immer „Toll! Das werden die besten Kinder der Welt!“. Heute weiß ich, was meine Eltern damals meinten: Denn ich habe genau solche Kinder bekommen. Und auch wenn die natürlich die besten der Welt sind, sie mich unglaublich glücklich, stolz, fröhlich, erfüllt, liebevoll, staunend, ungläubig und vor Freude und Liebe ohnmächtig machen, mir eine ganz neue Welt eröffnet und meinem Leben einen ganz neuen Sinn gegeben haben und tatsächlich das Schönste sind, das ich je gemacht habe (meine Herren, da werd ich ja ganz gefühlsduselig!), sie sind ganz bestimmt nicht, mhm wie soll ich sagen, naja also, sie sind eben nicht irgendwie R-U-H-I-G.

Sie sind nicht die Kinder, die still und leise in einer Ecke malen, puzzlen oder Bücher anschauen. Oder die mit Begeisterung Puppen an und ausziehen. Oder die stundenlang Hörspiele anhören. Oder überhaupt irgendwas machen, das nicht den Einsatz von zuckenden, schlenkernden, kreisenden, tappenden, klopfenden oder sonst irgendwie in Bewegung funktionierenden Körperteilen verlangt. Zumindest gilt das für Mini-Me, deren  Hupfdolen-, Zappelphilippa -und Stehnichtstill-Gene mit ihren 3 3/4 Jahren (das letzte Viertel ist sehr WICHTIG!) leider wirklich nicht vertuschbar sind – und ich fürchte Mini-Man hat von denen auch eine nicht allzu kleine Ladung abbekommen.

Viel lieber nämlich toben sie mir vollem Körpereinsatz herum und trimmen dabei gleichzeitig ihre Stimme zu Höchstleistungen. Mini-Me kann eigentlich nicht normal gehen, sondern bewegt sich am liebsten springend, hüpfend oder rennend fort. Und sie ist immer irgendwie schmutzig. Weil sie sich beim Springen, Hüpfen oder Rennen das Knie aufgeschlägt, im Matsch oder sonstigem Dreck landet oder beim Kreidemalen nicht nur den Boden sondern auch sich selbst vollmalt.

So nervenaufreibend ich das manchmal finde und so sehr ich typische Mädchenmütter in diesen Momenten beneide, deren Prinzessinnen tatsächlich malend, puzzlend oder bücherlesend in den Ecken sitzen, so sehr muss ich mir immer wieder eingestehen: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ich bin auch auf jeden Baum geklettert, jede meiner Hosen hatte Löcher oder mindestens Grasflecken an den Knien und Klamotten, die heller als dunkelblau waren, kamen in meinen ersten zwölf Lebensjahren wegen Überschmutzungsgefahr eher nicht an meinen Körper. Und auch wenn ich mir für all diese Situationen ein bisschen mehr Zen wünsche, weiß ich, dass solche Kinder wahrscheinlich trotz aller Anstrengung gut zu mir passen.

Doch eine Sache geht mir tierisch auf die Nerven und dabei bin ich mir nicht so sicher, dass ich genauso war: Bei uns herrscht immer Chaos. Denn wenn Mini-Me doch einmal malt, ist meistens neben dem Papier auch die komplette Unterlage voller Farbe, und je nachdem aus was diese besteht, ist das mehr oder weniger doof. Fast keines ihrer Puzzle ist noch komplett und wenn sie sich alleine Bücher anschaut, sind die Seiten danach ziemlich sicher verknickt. Ich weiß, sie ist erst 3 3/4 und ich will gar nicht erwarten, dass es in ihrem Zimmer immer tipptoppi aussieht, denn schließlich ist ja ein Kind (MEIN Kind). Aber ein bisschen mehr Sorgfalt und die prozentuale Wahrscheinlichkeit von zumindest 50%, dass sie nicht zielgerichtet auf die Sachen tritt, die auf dem Boden liegen, oder dass sie das wenigstens bemerkt und runter geht, wünsche ich mir schon. Die Aussagen meiner Freundinnen sind meistens milde (denn sie ist ja sooo süß!), aber ich frage mich: Bin ich zu anspruchsvoll oder ist es noch vollkommen ok, wie Mini-Me drauf ist?

Ich weiß, dass sie nicht gerade zu den größten Feinmotorikerinnen unter uns gehört und da sie grobmotorisch dafür um so fitter ist, mache ich mir keine all zu großen Gedanken, wenn eben immer mal was kaputt geht. Dennoch, diese „Ist mir egal“ Einstellung ihren Sachen gegenüber – denn es stört sie in der Regel auch nicht, wenn wir die kaputten eine Zeitlang wegnehmen – verursachen hin und wieder Nervenzusammenbrüche. Und ich frage mich, wie wir ihr ein bisschen mehr Achtsamkeit beibringen können. Wie wir es irgendwie schaffen, dass nicht irgendwann all ihre Spielsachen kaputt sind und ich keine Schweißausbrüche mehr bekommen muss, wenn Mini-Me fremde Kinderzimmer entert. Wie sie versteht, dass Dinge einen Wert haben und es nicht egal ist, ob sie ganz oder kaputt sind.

Bestimmt ist das, wie so vieles andere, wieder nur alles eine Frage der Zeit, aber ich wünsche mir, dass die ganz schnell rum geht. Denn mein verfügbares Om geht für die aufgeschlagenen Knie, die ständig dreckigen Sachen und die Lautstärke meiner Kinder komplett drauf. Auch wenn sie natürlich die besten der Welt sind, ich sie unendlich liebe und sich all der körperliche, nervliche und psychische Einsatz, den sie mir abverlangen mehr als lohnt. Und weil sie genau die sind, die meine Eltern mir schon vor Jahrzehnten wünschten. Seufz.

 

Das hab ich nicht wirklich gesagt, oder?

Neulich so: „Halt! Halt halt HALT Stop! NICHT!“… „NICHT am Computer ziehen!“… „Mini-Me, lass den Computer los!“… „Hallo, hörst du mich? Lass bitte den Computer los!“… „Hallo! Mini-Me! Lass den Computer los!“… „Hör mir mal zu: Wenn du an dem Computer ziehst, kann der runterfallen. Und wenn er runterfällt, geht er kaputt.“…“Hallo, schau mich an! Wenn der Computer kaputt geht, ist das ganz ganz schlimm.“…“Hörst du mich? Der Computer darf auf gar gar keinen Fall kaputt gehen, denn er ist ganz ganz wichtig für mich, verstehst du?“…“Mini-Me, schau mich bitte an! Ich brauche den Computer zum Arbeiten. Und wenn der kaputt geht, kann ich nicht mehr arbeiten. Und das ist wirklich schlimm.“…“Mensch, jetzt hör mir doch mal zu! Der Computer darf auf gar keinen Fall kaputt gehen!“… „Verstehst du? Der Computer darf NICHT kaputt gehen.“…“Wenn der Computer kaputt geht, ist das genauso schlimm wie wenn DU kaputt gehen würdest!“

Beim zweiten Kind ist alles anders oder Wer braucht schon Schlaf

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Liebe Zweit-Mamas oder Paps unter euch, geht es euch auch so? Seid ihr beim zweiten Kind auch viel weniger konsequent oder müsst ständig neue Erziehungstricks aus eurem Hut zaubern, weil die alt bewährten bei Nummer zwei total versagen? Bei mir ist das ständig so. Vieles, was ich beim ersten Kind erfolgreich erprobt habe, klappt beim zweiten überhaupt nicht und ich zweifle gerade an mir und meiner (In)Konsequenz.

Mini-Me zum Beispiel würde heute gerne noch immer mal wieder Gläschchen essen, denn scheinbar vertraut auch sie Herrn Hipp mehr als der Kochkunst ihrer Mutter. Mini-Man hingegen verlangte von Anfang an, dass ich diese entsprechend ausbaue und nahm eigentlich nur selbstgekochten Brei zu sich. Toll dass es solch kluge Geräte wie den Avent Dampfmixer gibt, mit denen das selbst Kochblödies wie ich hinkriegen. Oder: Mini-Me schlief außer an ein paar ganz wenigen Kranktagen nie in unserem Bett. Weil wir kein Fan vom Familienbett sind und weil sie das auch nie verlangte. Mini-Man hingegen nistete sich dort schon in seiner ersten Lebenswoche ein, weil er dicht an einen von uns rangekuschelt schon als Neugeborener fast die ganze Nacht durchschlief (leider hielt dieser Zustand nicht an…) und Schlaf für Eltern sowas wie eine Truhe voller Goldmünzen ist und damit nichts, das man gerne wieder hergibt.

Und Mini-Me muss man manchmal in Ruhe lassen, vor allem wenn man sie beruhigen oder zum Einschlafen bringen will. Schon als Baby weinte sie sich manchmal in den Schlaf und so unschön das ist, es hätte das absolute Gegenteil bewirkt, sie ewig lang zu betäschteln. Mini-Man dagegen kommt so richtig in Schwung, wenn man ihn alleine lässt. Soll er einschlafen und hat dazu keine Lust obwohl er zum Umfallen müde ist, muss man ihn so lange betüdeln, besingen oder streicheln, bis der kleine Wutprinz in ihm zur Ruhe kommt. Und das kann manchmal Stunden dauern, denn ziemlich lange findet er es viel witziger mit seinem Leuchtschnuller Jedi-Ritter zu spielen, mit seiner Stimme krrrrchhhh krchhhh Laute auszuprobieren oder lauthals „nein nein nein nein“ zu singen.

Und hier liegt der Hung begraben: Seit etwa zwei Monaten wird Mr. Nein, äh Mini-Man, so gut wie jede Nacht wach. Und verlangt dann 1. den Platz seines nächtlichen Schauspiels in unser Bett zu verlegen (denn er schläft eigentlich inzwischen in seinem eigenen in seinem Zimmer) und 2. irgendwann, nach so einer halben bis eineinhalb Stunden, eine Milchflasche. Während dieser Zeit macht er vornehmlich Fitnesstraining in dem er sich mit voller Wucht in unserem Bett hin und her wirft und regeneriert sich zwischendurch in akutem Sekundenschlaf – um kurz drauf wieder aufzuwachen und meine Frisur mit Dreadlocks zu verschönern (ich überlege es ernsthaft einer Freundin von mir gleichzutun. Die legte ihrem Sohn, der auch nur einschlief wenn er ihr ewiglang an den Haaren zupfen konnte, eine Perücke ins Bett). Das Training endet erst, wenn ich irgendwann in die Küche wanke um ihm ein Fläschchen zu machen – das er laut Kinderärztin und allen Ratgebern (die mir eigentlich ziemlich schnuppe sind) nicht mehr braucht und die eigentlich auch schon monatelang kein Thema mehr war. Mini-Me hätte ich damals einfach in ihr Zimmer verfrachtet und allenfalls dem gut gemeinten, (aber nur mäßig funktionierendem) Tipp, alle fünf Minuten mal gucken zu gehen um dem Kind zu zeigen, dass man noch da ist, gefolgt. Und sie hätte sich garantiert in den Schlaf geweint, was immer noch nicht schön ist, aber sie hätte geschlafen (Gold!).

Bei Mini-Man funktioniert das nicht. Denn wenn er lange genug laut genug Krach macht, was er in seinem Bett definitiv bis zum hyperventilierenden Kollaps tun würde und somit ganz anders als seine Schwester ist, weckt er die trotz ihres eigentlich super festen Schlafs ziemlich sicher irgendwann auch auf. Und deren Nichtaufwachen hat neben egoistischen Schlafdochbittewiederein-Wünschen absolute nächtliche Priorität. All-Night-Party zu viert braucht kein Mensch (zumindest nicht, wenn zwei der Partygänger unter 30 sind). Und es funktioniert auch nicht, Mini-Man gleich nach dem Aufwachen eine Flasche zu machen, denn dann gibt es die nächtliche Action und Rastalockenfrisieren eben danach.

Weil bisher alle Versuche Scheitern auf voller Linie bedeuten frage ich mich: Bin ich einfach zu inkonsequent? Dürfte ich seinem Willen, der angeblich nix mehr mit Bedürfnis zu tun hat (laut Kinderärztin und Ratgebern…) einfach nicht nachgeben? Kapiert er, dass er an der Macht sitzt und irgendwann bekommt, was er will (ich glaube schon)? Und viel wichtiger: Was mache ich jetzt? Einfach Augen zu (hahahaaaaa!) und durch, denn irgendwann wird auch diese „Phase“ (mein Anti-Kinder-Wort!) zu Ende sein? Ich hab keine Ahnung. Aber wenn jemand von euch eine hat, her damit. Ich bezahle notfalls auch in Gold.

 

#Momsrock oder: Warum ich mal stolz auf mich sein darf

Naja, ehrlich gesagt geht es heute doch nicht darum, wie man die Welt verbessern kann. Heute muss ich mich erst einmal ganz doll selbst loben (aber wenn wir weiter denken und an den Butterfly-Effect glauben, dann verbessert das am Ende auch die Welt! Denn wie toll wäre eine Welt voller guter Stimmung und Freude und Liebe und Lob und hach…). Aber Eigenlob stinkt, so sagt der Volksmund. Wie unrecht der hat, stellt Tanya Neufeldt fest, die den wunderbaren, lustigen, Blog Lucie Marshall betreibt. (Übrigens der erste Mama-Blog, den ich wirklich gerne gelesen habe!) Sie sagt: Mamas, vergesst mal euer omnipräsentes schlechtes Gewissen und lobt euch selbst mal so richtig dick und fett. Denn moms rock, findet sie, und startet daher die gleichnamige Blogparade #Momsrock. Da sollen Mütter erzählen, was sie in Bezug auf ihre Kinder richtig gut hinkriegen und vor Lobhudelei am besten rot werden. Und ich finde, sie hat voll und ganz recht und deswegen wage ich es mal, mich selbst ein bisschen zu betüdeln!

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Doch ganz ehrlich, Eigenlob ist ganz schön schwer. Es ist viel viel leichter, sich zu bescheren, sich selbst klein machen und das schlechte Gewissen zu nähren als sich hinstellen und zu sagen: „Hey Leute, ich bin ganz schön cool. Weil ich das und das richtig gut hinkriege.“ Und so musste ich erst einmal eine Weile überlegen, was es eigentlich ist, das ich bei meinen Kindern richtig gut hinkriege. Klar liebe ich die beiden über alles und bin stolz darauf, wie lustig und fröhlich und liebenswert und phantasievoll und freundlich und empathisch und knuddelig sie sind. Und dass sie im großen und ganzen ziemlich cool sind, liegt garantiert zum großen Teil an uns. Aber was ist das genau, was steckt dahinter? Und als ich so nachdachte über die letzten dreieinhalb Jahren seit denen ich Mutter bin, bin ich immer wieder da rausgekommen: Ich mache mir keinen Stress, alles richtig zu machen.

Von Anfang an habe ich gesagt, dass niemand perfekt ist und ich ganz bestimmt Fehler machen werde. Doch ich habe immer auf meinen gesunden Menschenverstand vertraut, dass diese Fehler nicht gravierend oder gar lebensgefährlich sind. Aber es wäre für mich kein Weltuntergang gewesen wenn Mini-Me oder Mini-Man per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen wären, ich habe mir keinen großen Kopf gemacht, ob sie unbedingt sechs, zwei oder zwölf Monate gestillt werden müssen, sondern jeweils entschieden, was für uns das Beste war. Ich hatte nie Angst, dass meine Kinder die Bindung zu mir verlieren, wenn ich mir hin und wieder mal eine Auszeit von ihnen gönne, egal ob sie drei Wochen oder drei Jahre alt sind, denn ich wusste immer, dass unsere Bindung unerschütterlich und eine Auszeit für mich super klasse ist. Und es gibt ganz viele Beispiele mehr, in denen ich keine Angst hatte, alles richtig machen zu müssen, denn alles richtig machen geht sowieso nicht.

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Und diese Einstellung hat mir eine große Gelassenheit und wahrscheinlich somit auch irgendwie relaxte Babys gebracht: Die ersten zwei Monate mit Mini-Me waren die entspanntesten meines Lebens. Noch nie vorher hatte ich so viel Zeit, eine freie Birne, so wenig Nackenverspannungen und gleichzeitig so viel Liebe, Lachen und Wärme in meinem Leben (dann hab ich dummerweise wieder angefangen zu arbeiten und futsch war das tolle Sommerferiengefühl. Kardinalfehler Nummer 1!). Und trotz vollkommen neuem Rhythmus und neuen Ängsten, von deren Existenz ich nicht die geringste Ahnung hatte, war ich so erfüllt und konnte so viel machen! Mini-Me kam einfach überall mit hin und machte alles mit und ich vertraute auf mein Gefühl, dass es schon ok ist.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich will niemanden kritisieren, der genau diese Angst hat, alles richtig machen zu wollen. Die ist nur total verständlich und jeder geht anders an diese krasseste und emotionalste Sache der Welt ran. Ich sage hier nur, dass es das ist, worauf ich ein bisschen stolz bin: dass ich irgendwo eine gewisse Grundentspannung in meinen Rucksack gepackt habe, der mir erlaubt, auch mal zu Scheitern. Und ich verkneife mir einfach mal zu sagen, dass trotzdem ganz oft nicht entspannt bin und ganz viel mache, auf das ich eben nicht stolz bin. Und dass meine Kinder auch nicht immer nur toll und brav und süß und perfekt sind. Denn das gehört jetzt nicht hier her.

Und weil ich auch ganz tolle Freundinnen habe, die ebenso tolle Mamas sind, möchte ich auch die loben, denn sie haben es verdient! Sie geben jeden Tag ihr Bestes und ich kriege immer wieder Tränen in die Augen, wenn ich uns zusammen sehe und unsere kleinen Menschleins betrachte. Liebe Freundinnen, ihr seid so toll und ich bin so froh, euch zu haben!

Und jetzt liebe Mamas, geht raus und lobt euch selbst und alle anderen. Denn ihr habt es alle verdient (und denkt an den Butterlfy-Effect!). Danke liebe Lucie Marshall für die tolle Inspiration, es hat total gut getan, in all dem Chaos, Gewurstelt und Alltagswahnsinn einfach mal stolz auf sich sein zu dürfen. Danke!

Übrigens: Mini-Me habe ich meine kleine Tochter schon jenseits des Blogs immer wieder genannt, weil sie mir einfach so unglaublich ähnlich ist. Aber ich muss gestehen, dass ich den Begriff als Blognamen zuerst bei Melanie von glücklich scheitern (noch einem sehr tollen Mama-Blog mit sehr coolem Namen, in dem es auch darum geht, die Welt irgendwie zu verbessern) gelesen habe. Ich hoffe es ist ok, liebe Melanie, dass auch ich meinen Nachwuchs so betitele. Wenn nicht, bitte melden, dann wühle ich in meinem Hirn nach einem neuen.

Vom Versuchen und Scheitern, Part 1

Morgens herrscht bei uns eine gewisse, naja nennen wir sie mal „Routine“, die geprägt von Zeitknappheit (denn am Morgen ist es im Bett ja am schönsten und noch mal 10 Minuten liegen bleiben geht noch. Und nochmal 10 Minuten) eigentlich keinerlei Spielraum für Ausderreihetanzen oder Experimente zulässt. Wir hetzen durch die Wohnung und versuchen bis zu dem Punkt an dem plötzlich alle hektisch schreien „Jetzt müssen wir aber wirklich los“ „Ihr müsst jetzt aber wirklich los“ „Auf, Schuhe und Jacke anziehen“ „Nein, nicht mehr Spielen, zieh deine Schuhe und deine Jacke an!“ „Zieh jetzt deine Schuhe und deine Jacke an!“ „Los jetzt!“ irgendwie halbwegs vernünftig auszusehen, den Kindern alles nötige mit zu gegeben („Meine Nuni!! Ich habe meine Nuni Puppe vergessen!“) und nicht allzu spät in allen Institutionen aufzuschlagen.

Dummerweise ist Kindern dieser Ablauf vollkommen egal. „Kannst du mit mir Spielen“ flehte die kleine Madame mich heute morgen also (mal wieder) an. Und ich, mit schlechtem Gewissen behaftet, weil Spielen gerade ein bisschen auf der Strecke bleibt und wir ausnahmsweise noch ganz gut in der Zeit waren, ließ meine Haare Haare sein und setzte mich nach dem Duschen also in ihr Zimmer. „Was kurzes“ dachte ich und zog das pädagogisch wertvolle Kartenspiel raus, das mein Bruder ihr mal geschenkt hatte. Mit dem tollen Ding kann man allerlei verschiedene lange und kurze Spiele spielen, bei denen die Kinder ganz viel lernen (sollen). Ich wählte heute die Variante: Ich zeig dir eine Karte und du erzählst mir etwas dazu – frei abgewandelt nach der tollen Geschichtenwerkstatt aus ihrer alten Krippe. Dort hat das prima geklappt, die Kinder haben sich zusammen wahnsinnig komische Geschichten einfallen lassen, aber heute lief das eher so: „Was siehst du auf der Karte?“ „Einen Löwen.“ „Genau! Und was macht ein Löwe?“ Ein fragendes Gesicht schaut mich an, dann verzieht sich der dazugehörige Mund und heraus kommt ein Brüllen. Klar, Löwen brüllen und Löwe spielen findet meine Tochter daher auch ziemlich toll. Ich versuche es weiter pädagogisch und erkläre: „Löwen wohnen in Afrika.“ „Ja.“ Pause. „Und im Zoo.“ Bums. Gescheitert am frühen Morgen.

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Puh, der Zoo. Nicht gerade meine Lieblingseinrichtung und eigentlich denke ich, dass jeder der einmal Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum gesehen hat, nicht guten Gewissens in so was gehen kann. Genau das versuche ich Mini-Me zu erklären. „Haben die da gar keinen Platz?“ fragt sie mich. „Nee. Eigentlich ist es ganz schön gemein, Tiere im Zoo zu haben, damit du und ich sie anschauen können,“ versuche ich es weiter. Aber wo Afrika ist und dass Löwen eigentlich dort leben, das ist mit 3,5 Jahren eben auch nur sehr schwer zu verstehen. Also schlage ich eine andere Taktik ein: „Der Löwe ist der König der Tiere,“ sage ich fröhlichst. „Ja genau! Neulich beim Sandmann war auch ein Löwe, der war auch König! Der saß in einem Rollstuhl und hat getanzt.“ Und das ist dann der Punkt an dem ich mir das ScheiternaufvollerLinie eingestehen muss, die Karten wegpacke und sage „So, jetzt aber Anziehen, wir müssen gleich los!“.

Ohne Titel